Aalwanderung

1 Jahr 5 Monate her #139 von Michael
Für viele Menschen war der Aal Jahrtausende ein wichtiger Teil des Erwerbs und der Ernährung.

Aale schlüpfen im Atlantik, in den Tangwäldern der Sargassosee nahe den Bahamas.

Das geschieht, wenn der Aal eines Tages ein innerer Ruf ereilt und wie magisch angezogen
begeben sie sich im Herbst auf eine Reise und wandern flussabwärts zum Meer,
zurück zur Stätte seiner Geburt, in die Sargassosee. 6000 km.
Alle europäischen Aale stammen ausnahmslos dort her.
Der Aal ist nicht in der Lage sich hier bei uns zu vermehren.

Als Larve wird der Aal in der Karibik geboren.
Seine Hülle ist mit einem winzigen Tröpfchen Öl versehen. Das Öl gibt Auftrieb
und macht die Larve schwimmfähig.
Mit dem Golfstrom gelangt sie auf einer zwei bis dreijährigen Reise an die Küsten Europas.
Während der langen Reise haben sie sich zu kleinen durchsichtigen Glasaalen entwickelt.

Leider werden die Glasaale an den europäischen Küsten gefangen und illegal nach Asien gebracht,
um dort für viel Geld an Aalmastbetriebe verkauft zu werden.

Manche bleiben im Meer und verbringen dort ihr ganzes Leben.
Die meisten wandern allerdings weiter in die Süßgewässer.
Es erfolgt der Aufstieg in unsere Flusssysteme.
Von nun an nennt er sich Gelbaal, seiner neuen Färbung entsprechend glänzt sein Bauch gelblich.

Welchen Weg er sich sucht, entscheidet sein Geruchssinn.
Dieser ist derart empfindsam, dass er allein anhand der Geruchsmoleküle,
die seine Artgenossen oberhalb im Fluss verströmen, entscheiden kann,
ob im entsprechenden Habitat noch ein Platz für ihn frei ist. Gegebenenfalls zieht er weiter.

Genau das ist sein Problem -
Die Tiere werden in den Turbinen der Wasserkraftwerke auf ihrer Rückwanderung zerhäckselt und
tierschutzwidrig zu abertausenden geschreddert. Aus der Lahn, in der es 28 Wasserkraftanlagen
ohne funktionierende Schutzeinrichtungen gibt, kommt kein einziger Blankaal in den Rhein
und schon gar nicht in die Sargassosee!


Leider werden immer öfter auch Kleinstanlagen genehmigt und subventioniert.
Bei fraglichem Energieertrag der Anlagen wird dennoch eine größtmögliche Vernichtung der Aale
und anderer Arten in Kauf genommen. Soviel zu „grünem“ Strom.
Die einfachste und wirksamste Möglichkeit die abwandernden Aale zu schützen,
wäre die Abschaltung aller Wasserkraftanlagen von Oktober bis Ende Dezember.
Der entgangene Strom aus den Wasserkraftanlagen der Lahn ist nicht nennenswert,
im Vergleich zu den Verlusten der Laichaale, die seit 60 Millionen Jahren bei uns leben.

Die Lahn gibt und die Lahn nimmt!

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